Eine packende Geschichte über enttäuschte Liebe, Gier und Rosshaar.
Wir schreiben das Jahr 1922. Die Firma Ernst & Cie in Feldmeilen, auch bekannt als die Rosshaari, verarbeitet Rosshaar sowie Schweineborsten.
Der Patron Gottfried Ernst hat, zusammen mit seiner technisch begabten Tochter Emilie, eine innovative Maschine erfunden. Unter Zeitdruck arbeiten sie an den letzten Tests, denn sie stehen kurz vor der Patentanmeldung.
Die Gangsterladies, Victoria di Stefano und ihre Tochter Helena Leandros haben es auf das Patent der Ernst & Cie abgesehen. Sie reisen aus Griechenland an, um sich das wertvolle Patent zu erschleichen.
Die Interpol ist den beiden Gangsterladies seit Monaten auf den Fersen und warnt die Firma Ernst & Cie. Zusammen mit der französischen Agentin Claudette stellen sie den Damen eine Falle. Zu diesem Zweck wird eine leerstehende Fabrikhalle der „Rosshaari“ in eine Schein-firma umgewandelt. Zudem werden Schau-spielerinnen vom Burgtheater engagiert, um bei dieser verdeckten Ermittlung zu unterstützen.
Jazzband Pfannenstiel
Begleitet wurde das Theaterstück von der mitreissenden Musik der Jazzband Pfannenstiel, die mit ihrem groovigen Jazz das Flair der 20er Jahre lebendig werden liess.
Eine fast wahre Geschichte in 5 Akten von Francesca Carabelli
Die Geschichte um Gottfried Ernst und seine Rosshaar-Weberei fand ich nicht nur faszinierend, sondern geradezu mitreissend. Sein beispielloses unternehmerisches Flair und der Mut, sind wahrhaft bewundernswert.
Die Welt des Rosshaars ist spannend und führte uns während den Recherchen bis nach Marthalen. Dort befindet sich die noch einzige Rosshaar-Weberei der Schweiz, die renommierte Firma Toggenburger. Die Inhaberin Valérie Toggenburger hat uns die interessanten Arbeitsgänge erklärt und uns grosszügig mit verschiedenen Rosshaaren versorgt. So konnten wir unserem Bühnenbild ein authentisches Flair verpassen.
«Wännt wotscht e chreftigs Rosshaar ha so lüt em Ernst uf Meile-n-a! 927.124»
Die Fakten
Gottfried Ernst war ein Mann von bemerkenswerter Herkunft und unternehmerischem Geist. Geboren (1866) in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie in Zürich, erlebte er eine privilegierte Kindheit oberhalb des Stadelhofens, in einem herrschaftlichen Anwesen mit eigenem Weinberg. Nach der kaufmännischen Lehre wanderte er nach Brasilien aus. Zusammen mit seinem Partner Schinz übernahm er in den florierenden 90er Jahren des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Kaffeefarm in Araraquara. Sie beschäftigten über 300 Arbeiterinnen und Arbeiter.
Bei einem seiner Heimataufenthalte heiratete er Sarah Faesy (*1878), die ebenfalls aus einer wohlhabenden bürgerlichen Kaufmannsfamilie stammte und die ihm vier Kinder (die zwei älteren wurden noch in Brasilien geboren) schenkte.
Das Schicksal konfrontierte ihn jedoch mit den Unwägbarkeiten des Wirtschaftslebens: Ein Aufstand der Arbeiterschaft und der Zusammenbruch des Kaffeehandels zwangen ihn um 1910, "abgebrannt" nach Europa zurückzukehren. Dennoch fand er dort neuen unternehmerischen Fuss, indem er Anfang der 20er Jahre die Rosshaarspinnerei von Möckli und Gränicher in Feldmeilen übernahm.
Sein Engagement zahlte sich aus: Die Firma expandierte stetig und erlangte sogar auf der Schweizerischen Landesausstellung in Bern die "Goldene Medaille". Gottfried Ernst lebte in einem Haus entlang der Seestrasse in Feldmeilen und verstarb im Alter von 79 Jahren. Sein Erbe wurde von seinem Bruder Karl fortgeführt, der die Fabrik noch einige Jahre leitete.
© Burgtheater Meilen